Heute kommen die wichtigsten Nachrichten aus der Russischen Föderation.
Die russischen Öleinnahmen brechen schneller ein als erwartet – über ein Drittel ist durch sinkende Weltmarktpreise und verschärfte Sanktionen verloren gegangen. Als Reaktion darauf hat der Kreml auf Offshore-Kryptosysteme zurückgegriffen – ein ungewöhnliches und aufschlussreiches Zeichen dafür, wie instabil die finanzielle Lage Russlands mittlerweile geworden ist.

Die russischen Öleinnahmen sind im Juni im Vergleich zum Vorjahresmonat um fast 30 Prozent gesunken und beliefen sich auf knapp 5,4 Milliarden US-Dollar. Die gesamten Einnahmen aus Öl- und Gasexporten fielen um ein Drittel. Der drastische Rückgang ist auf sinkende Ölpreise, schrumpfende Marktanteile Russlands und rückläufige Exporte zurückzuführen, da die Routen der Schattenflotte zunehmend gestört werden.

Diese Zahlen sind nicht nur technische Details – sie zeigen den Zusammenbruch einer Einnahmequelle, die einst fast die Hälfte des russischen Staatshaushalts finanzierte. Als rohstoffbasierte Exportwirtschaft – oder Petro-Staat – hat Russland lange auf den Verkauf von Öl und Gas gesetzt, um sowohl Sozialleistungen als auch militärische Beschaffungen zu finanzieren. Unter Kriegsbedingungen, steigenden Sanktionen und explodierenden Betriebskosten kann das russische Budget solche Verluste nicht lange verkraften.


Das jährliche Haushaltsdefizit wird derzeit auf über 2,5 Prozent des russischen BIP geschätzt – das entspricht rund 45 Milliarden US-Dollar. Um diese Lücke zu schließen, greift Moskau auf Reserven zurück und erhöht die inländische Kreditaufnahme – Maßnahmen, die jedoch nur begrenzt durchzuhalten sind. Wenn keine neuen Einnahmequellen gefunden werden, droht der Zusammenbruch der Fähigkeit Russlands, gleichzeitig einen intensiven Krieg in der Ukraine zu führen und das Land zu betreiben.


Um gegenzusteuern, haben die russischen Behörden ein Kryptowährungsprojekt gestartet, das Einnahmen generieren und Sanktionen umgehen soll. Die Kryptowährung namens A7A5 wurde in Kirgisistan geschaffen und soll von der Promsvyazbank – Russlands zentraler Militärbank – sowie vom flüchtigen Oligarchen Ilan Shor unterstützt werden, der durch Moldaus Milliardenbetrug bekannt ist. Das System erwirtschaftet Einnahmen durch den Verkauf von Token, Transaktionsgebühren und Anreize für Nutzeraktivitäten. Es imitiert ein funktionierendes Zahlungsnetzwerk, das es dem Kreml erlaubt, über Nutzer oder kontrollierte Mittelsmänner Wert abzuschöpfen.


Darüber hinaus dient es der Umgehung von Sanktionen, da sich mit Krypto-Wallets Geldflüsse anonym abwickeln lassen – außerhalb des internationalen SWIFT-Bankensystems. So können russische Akteure verbotene Güter beschaffen oder Zahlungen an ausländische Partner leisten, ohne dass der Westen direkt eingreifen kann.


Obwohl Transaktionen im Wert von über 9 Milliarden US-Dollar gemeldet wurden, ist ein Großteil davon wahrscheinlich künstlich erzeugt – indem Gelder zwischen Wallets desselben Besitzers verschoben werden, um echtes Nutzeraufkommen vorzutäuschen und so eine Illusion von Beliebtheit und Massennutzung zu schaffen.

Selbst wenn das System funktioniert, reicht es bei weitem nicht aus. Eine einzelne Kryptowährung kann die Dutzenden Milliarden Dollar an verlorenem Öl- und Gaseinkommen nicht ersetzen und bietet auch nicht die Verlässlichkeit regulärer Handelskanäle. Um einen echten Einfluss auf das Defizit zu haben, müsste Russland eine deutlich höhere Nutzung erreichen und Handelspartner finden, die bereit sind, diese Währung im großen Stil zu akzeptieren – und das ohne rechtliche Folgen durch westliche Aufsichtsbehörden, die nun verdächtige Kryptotransaktionen verstärkt überwachen. Ohne Zugang zu stabilen Märkten und ohne echte Deckung zur Werterhaltung bleibt das Projekt wirtschaftlich marginal und politisch extrem riskant.

Sollte Russland diese Kryptowährung nicht massiv ausbauen oder mehrere parallele Netzwerke aufbauen, um Geld zu waschen und zu verschieben – etwa für kriminelle Gruppen –, wird sie ein Randphänomen bleiben und keine Rettung darstellen. Eine solche Entwicklung würde Russland jedoch de facto in die Rolle eines Bankiers für Waffenschieber, Syndikate und Terrornetzwerke drängen, die bereits jetzt auf unkontrollierbare Zahlungssysteme setzen.

Dies mag kurzfristig den Geldfluss am Leben halten, aber es treibt Russland weiter in die Isolation – selbst unter seinen verbliebenen geopolitischen Partnern.

Insgesamt zeigt Russlands Hinwendung zu Kryptowährungen keine strategische Vision, sondern pure Improvisation und Verzweiflung. Die Haushaltslücke durch den Einbruch der Öleinnahmen ist zu groß, als dass ein Kryptosystem sie schließen könnte. Die Idee mag kreativ sein, aber sie ist eher auf Umgehung als auf Stabilität ausgelegt. Wenn Moskau keine echte Alternative zu seinen früheren Energieeinnahmen findet, wird sich der Druck nicht nur auf dem Schlachtfeld in der Ukraine, sondern im gesamten russischen Kriegshaushalt ausbreiten. Was wir erleben, ist kein neues Finanzmodell – sondern der Versuch eines Staates, mit Schwarzmarkt-Methoden und Notlösungen die Lichter an zu lassen.

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