Kürzlich startete Russland mit 355 Shahed-Drohnen und neun Marschflugkörpern in nur einer Nacht den größten Luftangriff seit Beginn des Krieges. Dies ist keine Erkundungstaktik mehr. Es ist ein umfassender Versuch, die ukrainische Luftabwehr durch schiere Masse zu überfordern.

Das Ziel der Ukraine ist es, tägliche Wellen von Drohnen- und Raketenangriffen abzufangen, ohne sich auf teure bodengestützte Systeme verlassen zu müssen. Zwar setzt die Ukraine erfolgreich NASAMS, IRIS-T und andere Abfangsysteme ein, doch diese verwenden teure Raketen und sind nur begrenzt verfügbar. Zusätzlich betreibt die Ukraine mobile Luftabwehrteams, LKWs und Boote mit Autokanonen, die eine gewisse Flexibilität bieten. Doch ihre Reichweite ist begrenzt, und sie können mit schnellen, niedrig fliegenden Drohnen nicht Schritt halten.

Die F-16 bietet eine vielseitigere Alternative: eine luftgestützte Plattform, die Bedrohungen schnell, wiederholt und über ein weites geografisches Gebiet hinweg bekämpfen kann.

Der Grund für den Strategiewechsel der Ukraine liegt darin, dass Russlands Drohnenkampagne auf Abnutzung ausgelegt ist. Eine Shahed-Drohne kostet zwischen 20.000 und 50.000 US-Dollar pro Stück. Laut dem ukrainischen Aufklärungskommandeur Jaroslawsky könnte Russland bald in der Lage sein, bis zu 500 Shahed-Drohnen pro Tag zu produzieren. Im Rahmen der jüngsten massiven Angriffsserie hat Russland nach Angaben ukrainischer Behörden bereits bis zu 355 Drohnen in einer einzigen Nacht eingesetzt. Diese Drohnen dienen nicht nur der Zerstörung – sie sollen gezielt Ressourcen erschöpfen. Jedes Mal, wenn die Ukraine eine Rakete im Wert von Hunderttausenden Dollar auf eine Drohne im Wert von 30.000 Dollar abfeuert, verschiebt sich das Kräfteverhältnis zugunsten Russlands. Die Ukraine will diese Logik umkehren und Drohnenabschüsse billiger machen als deren Produktion.

Um dieses Ziel zu erreichen, integriert die Ukraine F-16-Kampfjets in ihre routinemäßigen Drohnenpatrouillen. Die Niederlande haben inzwischen alle 24 versprochenen Flugzeuge geliefert. Diese Jets werden nicht zur Lufthoheit eingesetzt. Stattdessen schießen sie Drohnen mit Bordkanonen oder AIM-9M Sidewinder-Raketen ab – ältere Systeme, die aber weiterhin wirksam sind. Mit geschätzten Kosten von rund 4.000 US-Dollar pro Flugstunde (einschließlich Treibstoff, Bewaffnung und Wartung) kann ein Shahed-Abschuss somit weniger als 10.000 Dollar kosten.

Ebenso wichtig: Jeder Jet kann einen Patrouillenkreis von bis zu 500 Kilometern abdecken – weit mehr als jedes mobile Geschützfahrzeug oder stationäre Raketensystem.

Das Ergebnis ist ein nachhaltigeres Modell der Luftverteidigung. Die F-16 absorbieren die Masse der Shaheds und bewahren hochwertige Abfangraketen für Raketen oder bemannte Flugzeuge. Sie entlasten mobile Einheiten und ermöglichen es der Ukraine, ihre Luftverteidigung über dicht besiedelte Zentren hinaus auszuweiten. Die Ukraine verfügt bereits über ein gestaffeltes Luftabwehrnetzwerk – die F-16 ergänzen dieses nun um eine kosteneffiziente Luftkomponente, die ihre Fähigkeit zur flexiblen Reaktion auf verschiedene Bedrohungstypen erheblich stärkt.

Die Bedeutung der F-16 für die ukrainische Luftverteidigung wächst weiter, denn neue Varianten der russischen Shahed-Drohnen fliegen inzwischen schneller als 200 Kilometer pro Stunde, sind resistent gegen GPS-Störungen und tragen 90-Kilogramm-Sprengköpfe mit Hohlladungen, Splitter- oder Thermobarik-Wirkung. Einige sollen sogar mit über 400 Kilometern pro Stunde in ihre Ziele stürzen können. Diese Verbesserungen erschweren ihre Abwehr, machen sie aber auch teurer und weniger entbehrlich.

F-16-Jets sind wesentlich besser in der Lage, diese schnelleren und tödlicheren russischen Drohnen abzufangen als bodengestützte Geschütz- oder Raketensysteme.

Um den wachsenden Abfangkapazitäten der Ukraine zu begegnen, könnte Russland versuchen, breitere Flugkorridore zu überfluten, seine Störmaßnahmen zu intensivieren oder F-16-Stützpunkte anzugreifen. Doch keine dieser Optionen ist kostengünstig. Störmaßnahmen erfordern spezialisiertere Ausrüstung und viel Energie, und Angriffe auf westlich gelieferte Jets erfordern eine Zielgenauigkeit, die schwer zu erreichen ist – zumal sich die Ukraine des Wertes dieser Systeme voll bewusst ist und deren Schutz höchste Priorität hat. Da die F-16 große Gebiete patrouillieren können, garantiert eine Streuung der Drohnen keinen Durchbruch mehr. Jeder russische Anpassungsschritt erhöht somit die Kosten pro Angriff.

Insgesamt hat die Ankunft der F-16 die ukrainische Luftverteidigung von einem Wettlauf um Nachschub in eine Strategie der Ausdauer verwandelt. Diese Jets verschieben nicht das Gleichgewicht der Luftherrschaft aufgrund ihrer Anzahl, wohl aber verändern sie die Spielregeln. Indem sie die Kosten pro Abfang senken und Russland zu teureren Angriffen zwingen, bewahrt die Ukraine ihren Vorteil in der Luft. Da Russland seine Bemühungen weiter auf einen Abnutzungskrieg richtet – bei dem Ressourcen begrenzt sind und Zeit der besser geführten Seite zugutekommt – ist dieser Wandel ebenso strategisch wie wirtschaftlich.

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