Heute kommen die wichtigsten Nachrichten aus Aserbaidschan.
Hier hat eine plötzliche Eskalation die regionale Stabilität erschüttert, als russische Luftangriffe gezielt und erfolgreich zentrale Öl-Infrastruktur des aserbaidschanischen Staatsunternehmens in der Ukraine zerstörten. Als Reaktion erklärte die Türkei ihre Bereitschaft, Truppen nach Aserbaidschan zu entsenden – ein Schritt, der die Machtbalance im Südkaukasus grundlegend verändern könnte.

In Aserbaidschan werden die Rufe nach einer dauerhaften Stationierung türkischer Truppen als Friedensgaranten und Sicherheitsgaranten gegen mögliche zukünftige russische Aktionen immer lauter. Die Idee gewann an Dynamik, nachdem ein aserbaidschanischer Journalist den türkischen Präsidenten Erdogan fragte, wann die türkische Armee nach Aserbaidschan kommen werde, da ohne sie stets die Gefahr einer erneuten russischen Besetzung bestehe. Aserbaidschaner betonen, dass türkische Soldaten die wirksamste Abschreckung gegenüber Moskau darstellen – insbesondere, da Russland weiterhin zusätzliche Truppen an die aserbaidschanische Grenze verlegt und trotz Protesten aus Armenien seine Militärbasen dort verstärkt. Türkische Spezialeinheiten und Berater rotieren bereits durch aserbaidschanische Einheiten, und die private Militärfirma Sadat ist vor Ort präsent. Doch das derzeitige Ziel ist eine dauerhafte, vollwertige türkische Militärpräsenz in Aserbaidschan. Durch die gezielte Teilnahme an der öffentlichen Debatte in beiden Ländern testet die Türkei, wie eine solche dauerhafte Stationierung aufgenommen würde – eine Stationierung, die jede russische Militäraktion im Kaukasus erheblich erschweren würde.

Gleichzeitig bricht Aserbaidschan mit sowjetischen Militärtraditionen, da Präsident Ilham Alijew den vollständigen Umstieg vom russischen militärischen Koordinatengitter auf das US-entwickelte World Geodetic System, den NATO-Standard, angeordnet hat. Dies beseitigt eines der letzten großen russischen Systeme, das noch tief in der aserbaidschanischen Militärplanung verankert war, und markiert einen klaren Bruch mit den sowjetischen Strukturen, die einst die gesamte Verteidigungsdoktrin Bakus prägten.


Dieses System integriert GPS- und Satellitenbilder, um eine präzise und effiziente Übermittlung von Zieldaten sowie eine koordinierte Einsatzplanung unter verbündeten Kräften zu ermöglichen. Mit seiner Einführung kann Aserbaidschan nun militärische Koordinaten, Aufklärungsergebnisse und Zieldaten nach NATO-Standard empfangen und übermitteln – ohne Verzögerungen – und nahtlos mit türkischen und anderen alliierten Einheiten gemeinsam operieren und trainieren, ohne Umrechnungsverluste.


Dies unterstützt direkt Bakus Ziel einer dauerhaften türkischen Truppenpräsenz, da beide Streitkräfte so vom ersten Tag an ohne Anpassungsprobleme zusammenarbeiten könnten. Der Schritt mag technisch erscheinen, doch er trägt eine klare strategische Botschaft: Aserbaidschan bereitet sich tatsächlich auf eine mögliche Verteidigungskonfrontation mit Russland vor, indem es sein Karten-, Ziel- und Navigationssystem vollständig auf westliche Standards umstellt und jede Abhängigkeit von russischer Infrastruktur im Kriegsfall beseitigt.


Die schärfste Warnung kam jedoch, nachdem russische Raketen- und Drohnenangriffe gezielt Anlagen von Socar, dem aserbaidschanischen Staatsölkonzern, in der Ukraine zerstört hatten.

Baku drohte daraufhin offen, nicht nur humanitäre Hilfe oder Verteidigungsgüter, sondern auch tatsächliche Waffen an die Ukraine zu liefern. Bemerkenswert ist, dass das in Baku ansässige Werk Avia-Agregat bereits 2022 mit türkischen und bulgarischen Produktionslinien 122- und 155-Millimeter-Artilleriegranaten herstellte – genau jene Munition, die die Ukraine am dringendsten benötigt, um ihre Verteidigungs- und Angriffsoperationen aufrechtzuerhalten. Sollten diese Lieferungen ausgeweitet werden, hätte dies sofortige geopolitische Auswirkungen: Ein weiterer ehemaliger russischer Verbündeter würde die Ukraine offen bewaffnen – ein klares Signal für eine wachsende strategische Niederlage Moskaus. Russlands Angriffe auf Socar-Anlagen bergen somit das Risiko, Aserbaidschan zu einem noch aktiveren militärischen Unterstützer der Ukraine zu machen, was Baku ohne Angst vor militärischer Vergeltung umsetzen könnte, sobald die Türkei ihre Friedenskräfte in der Region stationiert.

Insgesamt entwickelt sich aus gezielten Angriffen auf Energieanlagen nun eine umfassendere Neuausrichtung: Aserbaidschan strebt offen eine türkische Truppenstationierung an, integriert NATO-Systeme zur vollständigen Interoperabilität in seine Streitkräfte und erwägt, die Ukraine stärker zu bewaffnen. Jeder dieser Schritte ist eine direkte Reaktion auf russische Provokationen – und isoliert Moskau zunehmend. Die Ironie dabei: Mit den Angriffen auf Socar in der Ukraine könnte Russland die bereits bestehenden Trends beschleunigt haben und so aus einem vorsichtigen Nachbarn einen aktiven Sicherheitspartner für die Türkei und die Ukraine machen – mit Folgen, die weit über den Ölsektor hinausreichen.

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