Estland rüstet sich auf das Schlimmste, 600 Verteidigungslinien sind einsatzbereit

Dec 27, 2025
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Heute kommen die wichtigsten Nachrichten aus Estland.

Hier wächst die russische Bedrohung, da der Aggressor seine Bemühungen verstärkt, Estland durch weitere Grenzprovokationen herauszufordern. Estland bereitet sich jedoch auf das Schlimmste vor und befestigt seine Grenze in hohem Tempo, um den russischen Ambitionen ein Ende zu setzen.

Russland ist seit fast vier Jahren in der Ukraine festgefahren, was seinen Handlungsspielraum stark eingeschränkt hat und es weitgehend auf hybride Taktiken gegenüber westlichen Staaten angewiesen lässt. Estland, eines der kleinsten Nachbarländer Russlands, ist wiederholt Ziel unterschiedlichster Provokationen geworden, darunter Luftraumverletzungen, Sabotageaktivitäten sowie GPS-Störaktionen auf See und in der Luft.

Der jüngste Vorfall war jedoch schwerwiegender und betraf drei russische Grenzschützer, die estnisches Territorium betraten und dabei gefilmt wurden, wie sie sich dort etwa 20 Minuten aufhielten. Der Grenzübertritt ereignete sich in einer Enklave jenseits des Flusses Narva, die mit dem russischen Festland verbunden ist.

Zum Hintergrund: Die russisch-estnische Grenze wurde entlang des Flusses Narva gezogen, wie es bei vielen Grenzen der Fall ist. Da Flüsse jedoch ihren Lauf verändern, entspricht die Grenze im Laufe der Zeit nicht mehr exakt dem Flussverlauf. Russland nutzt diese Veränderungen aus und versucht, schrittweise in estnisches Hoheitsgebiet vorzudringen, um Spannungen weiter anzuheizen. Auch wenn russische Provokationen oberflächlich betrachtet geringfügig erscheinen, folgen sie exakt demselben Drehbuch wie in der Ukraine: Sie beginnen klein, steigern sich schrittweise in ihrer Intensität und verfolgen ein mittlerweile bekanntes Endziel. Offene Grenzverletzungen haben nun bereits stattgefunden.

Infolgedessen stuft Estland die russische Bedrohung seit Längerem als glaubwürdig ein und hat mit dem Bau der seit Jahren geplanten Grenzbefestigungen entlang seiner Ostgrenze begonnen. Diese Verteidigungsanlagen umfassen Zäune, Panzergräben, Minenfelder, die bei steigender Bedrohung aktiviert werden können, verstärkte Betonbunker sowie unterstützende Infrastruktur weiter im Hinterland. Diese Befestigungen würden Russlands Fähigkeit zu einem Überraschungsangriff erheblich einschränken, da ein solcher Angriff ohne massive vorbereitende Schläge kaum Erfolg haben könnte.

Kleinere Grenzverletzungen wie diese stellen den ersten Schritt einer größeren russischen Kampagne dar, deren letztendliches Ziel ein tatsächlicher Angriff sein könnte, der sich laut dem European Council on Foreign Relations unter zwei unterschiedlichen Szenarien entfalten würde.

Erstens könnte Russland etwa 40.000 Soldaten entlang der estnischen Grenze konzentrieren und versuchen, Narva, eine Stadt mit hohem Anteil ethnischer Russen, rasch einzunehmen. Dies ließe sich politisch ausschlachten, ähnlich wie die Narrative, die im Donbas verwendet wurden. Ein solcher Vorstoß würde es Russland ermöglichen, entlang des Engpasses im Kreis Ida-Viru vorzurücken und die NATO darauf zu testen, ob sie bereit wäre, wegen einer estnischen Grenzstadt in einen Krieg mit Russland einzutreten. Zwar könnte Estland rund 43.000 Soldaten mobilisieren und hätte damit einen leichten zahlenmäßigen Vorteil, doch dies würde nicht schnell genug geschehen, um einen ersten russischen Vormarsch zu verhindern oder zusätzlichen russischen Verstärkungen standzuhalten. Sollte die NATO jedoch entschlossen militärisch reagieren, würden Verstärkungen aus benachbarten Bündnisstaaten rasch nach Estland verlegt, und alliierte Luftstreitkräfte könnten innerhalb weniger Stunden mit Operationen beginnen und lokale Luftüberlegenheit herstellen. Dies würde jede russische Invasion schnell in eine strategische Katastrophe verwandeln.

Unabhängig vom Szenario sind die von Estland errichteten Grenzverteidigungen entscheidend, um zu verhindern, dass Russland entlang des Engpasses in Ida-Viru eine militärische Patt-Situation schaffen kann.

Zweitens könnte Russland laut ECFR einen stärker hybriden Ansatz verfolgen, um den Konflikt knapp unterhalb der Kriegsschwelle zu halten. Dabei würde eine Informationskampagne über angebliche Diskriminierung der russischsprachigen Bevölkerung mit Cyberangriffen auf staatliche Infrastruktur und der gezielten Anstiftung von Unruhen in Narva kombiniert. Parallel dazu könnten kleine Einheiten von Spezialkräften oder Luftlandetruppen als „grüne Männchen“ in der Stadt auftauchen, um jede Instabilität in einer einzelnen entscheidenden Operation auszunutzen, so wie Russland es 2014 auf der Krim tat.

Russische Informationsoperationen versuchen bereits, Dissens zu erzeugen und die Inszenierung eines Aufstands in den Grenzgebieten zu erleichtern. Doch selbst nach einem inszenierten Aufstand müsste Russland genügend „grüne Männchen“ und gepanzerte Unterstützung über die Grenze bringen, um zu verhindern, dass eine koordinierte Reaktion die Operation scheitern lässt.

In diesem Zusammenhang würden bereits mit Kameras ausgestattete Zäune und Patrouillenrouten ausreichen, um russische Versuche zu vereiteln, verdeckt operative Kräfte vorab durch bewaldete Grenzabschnitte einzuschleusen, da selbst geschnittene Lücken im Zaun angesichts der möglichen Konsequenzen sofort großangelegte Suchaktionen auslösen würden.

Insgesamt verfolgt Estland das Ziel, seine Grenze zu härten und klar zu signalisieren, dass keinerlei Verletzungen toleriert werden, da es sich um souveräne Grenzen handelt, die unantastbar bleiben müssen. Da Provokationen und Grenzbedrohungen voraussichtlich anhalten werden, müssen westliche Staaten den Druck auf Russland erhöhen und Geschlossenheit sowie Stärke demonstrieren. Die einzig wirksame Antwort auf diese russischen Operationen ist entschlossenes Handeln in Verbindung mit dauerhafter Widerstandsfähigkeit, um zu zeigen, dass die baltischen Staaten von ihren Verbündeten unterstützt werden und der Bedrohung nicht isoliert gegenüberstehen.

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